Toxizitätsgrenze des Vit- D-3?

von Dr. med. Giovanni Ruffo

Wo liegt die Toxizitätsgrenze des Vitamin D 3?
Diese ist viel höher als früher angenommen.

Vitamin D Hormon hat eine grosse therapeutische Breite verglichen mit den minimalen Einnahmeempfehlungen der einzelnen Länder. 1 Jahr 10'000 IE täglich eingenommen gelten als gut verträglich und sicher. Das heisst, dass die 10 fache Dosierung der sonst üblichen 1000 IE Vit D eingenommen werden kann, ohne dass Schäden bekannt geworden wären. Will man einen beträchtlichen Vitamin D Mangel im Winter rasch auffüllen, können bis 7500 IE Vitamin D3 täglich angezeigt sein.

Heaney (2003) und Vieth (2001) betonen, dass die Vitamin D-Einnahme von 4.000 – 10.000 E/Tag sicher sind.
- Der erreichte 25(OH)D3-Spiegel liegt zwar dann im oberen Zielbereich von 60-
90ng/ml, es wurde aber bei diesen Spiegeln keine kritische Hyperkalzämie
beobachtet.

Großer Sicherheitsabstand zur Vitamin D-Toxizität bei Vitamin D-Supplementierung:

Der subtoxische Grenzbereich von 25(OH)D3 wird von verschiedenen Autoren zwischen > 65 - >100ng/l angesetzt:
- Cannata-Andia (2002) und Mahon (2003): > 100ng/ml;
- Zittermann (2003): > 80ng/ml;
- Vasquez (2003): > 65 ng/ml.

Es gibt keine konsistente, glaubhafte Evidenz einer Vitamin D-Toxizität bei Spiegeln < 80 – 88 ng/ml (Vieth,1999).

Nach M. Holick (2003) tritt erst bei einem Spiegel > 125 ng/ml die Vitamin D-Intoxikation mit Hyperkalzämie auf.

Die Hyperkalzämie-Episoden, die unter Vitamin D-Supplementation auftreten, sind in den seltensten Fällen durch Überdosierung oder direkte Toxizität bedingt, sondern entwickeln sich fast ausschließlich in Assoziation mit einem gleichzeitigen Vitamin D-Hypersensitivitäts-Syndrom: z.B. bei bisher nicht erkanntem primären HPT, bei ektoper Calcitriol-Synthese im Rahmen von granulomatösen Prozessen wie Sarkoidose oder auch paraneoplastisch bei ektoper PTH-Bildung.

Unerwünschte Wirkungen ( Quelle PharmaWiki)
Ergocalciferol (Vitamin D2), Colecalciferol (Vitamin D3) haben eine nicht so geringe therapeutische Breite, wie oft vermutet. Beim aktiven Metabolit Calcitriol muss aber vorsichtig dosiert werden. Bei einer Überdosierung kommt es zu einem Phosphatanstieg im Serum und im Harn und zu einem Hypercalcämiesyndrom. Es kann zu Calciumablagerungen im Gewebe, vor allem in den Nieren und den Gefässen kommen. Die Symptome der Intoxikation sind wenig charakteristisch. Sie äussern sich in Übelkeit, Erbrechen, zu Beginn odt Durchfälle, die später von Verstopfung abgelöst werden. Begleitsymptome sind fehlender Appetit, Erschöpfung,  Gelenk- und Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Schläfrigkeit, Azotämie (zu viel Stickstoff im Blut), Polydipsie (zu viel Durst), Poliurie (zu viel Urin), präterminale Exsikkose (lebensbedrohliche Austrocknung).

Hauptvergiftungssymptome sind Verkalkungen irgendwo in den Geweben
, z.B. den Nieren, wo sie Schäden anrichten. Auch kann es zu einer gefährlichen Erhöhung des Calzium-Serumspiegels kommen mit Verwirrtheit, allgemeiner Schwäche und Wasserverlust. In vielen Symptomen gleicht die Vitamin-D-Vergiftung dem Praekoma diabeticum ausser dass bei Letzterem keine Verkalkungen der Nieren vorkommen.

Vergiftungsfälle mit Kindern und an Säuglingen haben wenig mit einer vernünftigen Dosierung zu tun, hier handelte es sich leider um Verwechslungen durch Eltern, Apotheker, Aerzte oder andere Medinalpersonen und können leider bei allen Medikamenten vorkommen.
In der Anfangszeit der Rachitisbehandlung mit D-Vitaminen wurden den Säuglingen alle 3 Monate Depotdosen Vitamin D gespritzt, welche eindeutig überdosiert waren. Man misstraute den Eltern, dass sie die Vide-Tropfen täglich korrekt verabreichen würden. Die Folge davon waren schwere Verkalkungen besonders in der Niere mit Todesfällen. Danach ist das Pendel wie so oft auf die andere Seite umgeschlagen und die Vitamin D Dosierungen erfolgen bis heute zu zaghaft und zu zögerlich. Die Gefahr der Unterdosierung des Vitamin D ist weitverbeiteter als die Gefahr der Überdosierung.

Die weltführende Vitamin D analysierende Firma DiaSorin definiert folgende Schwellen mit Ihrem Analyser Liaison, jedoch ohne Angabe von Quellen (!)

Vitamin D status is assessed by measuring the serum concentration of
25-hydroxyvitamin D:

Deficiency         < 10 ng/mL     (0-25 nmol/L)
Insufficiency     10-30 ng/mL   (25-75 nmol/L)
Sufficiency       30-100 ng/mL (75-250 nmol/L)
Toxicity         > 100 ng /mL     (>250 nmol/L)

Recognizes 100% 25 (OH) vitamin D 2 and 25 (OH) vitamin D 3
Excellent correlation with the DiaSorin 25-hydroxyvitamin D RIA assay,
which has been used to define the reference levels.
Advanced chemiluminescence technology with paramagnetic particles separation
to achieve the best assay sensitivity and precision No solvent extraction

Dynamic range: 4.0 – 150 ng/mL darüber spezielle Verdünnung

Functional sensitivity: <_ 4.0 ng/mL (Nachweisgrenze)

Andere Autoren definieren die Toxizitäts-Schwelle im Bereich
> 130 ng/ml (Holick)
> 150 ng/ml
> 200 ng/ml

Für mich heisst das, bei 25-OH-Vitamin D Serumspiegel
>100 ng/ml aufpassen
>120 ng/ml bremsen
>130 ng/ml Sicherheitsstopp: Keine Vitamin D-Präparate während 3 Monaten!

Leider ist auch die Qualität der Laborresultate nicht immer befriedigend und können zu hoch oder zu tief sein. Zirka 5 % der Resultate, gilt es zu hinterfragen. Es handelt sich um quantitativ heikle Analysen im Mikrogramm-Bereich pro Liter. Besonders in den Verlaufsmessungen tauchen unerklärliche Sprünge in den 25-OH-Vitamin D-Levels auf: z.B. von 17 ug/l plötzlich auf 8 ug/l innerhalb von 3 Monaten, obwohl der Patient gerade mit Vitamin-D3 aufgeladen wird. Solche Kapriolen entpuppen sich fast immer als Messfehler. Auch sollte bei der Blutentnahme auf das Vermeiden von Kontamination mit Vitamin-D3 geachtet werden. Der Analyser der Firma DiaSorin scheint verlässlichere Resutate zu generieren als etliche Konkurrenzprodukte.
Die Qualität des Laborwertes kann auch durch Kontaminierung mit Vitamin D3 Tropfen beeinträchtigt werden, wie das selten bei der Serumgewinnung nach Zentrifugation vorkommen kann.